Das Buch


Buch Lukas Leuenberger

Lukas Leuenberger

Versuch über das verstolperte Leben

Mit einem Nachwort aus dem Paradies von Robert Walser

326 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen

ISBN 978-3-88747-901-5


»Es ist ein Leben wie im Film.«

SonntagsZeitung



»Lukas Leuenberger hat Höhenflüge und Abstürze erlebt, er ist gestolpert und gestürzt, aber er ist, so wie es ausschaut, auch wieder aufgestanden.«

Der Bund

Zum Inhalt


Vom Schaffen und Scheitern eines Impresarios, der einst hoffnungsvoll auszog, Theater zu machen und dabei mehr als einmal ins Straucheln geriet. Also erfand er auf seine alten Tage hin ein zweites Standbein namens EINSTEIN. Ein Erfolg als persönliches Drama. Mit der Krise kam das Schreiben: Versuch über das verstolperte Leben. Sechs Jahre Nachdenken und Schreiben – und der Aufwand stellte sich als Ertrag heraus.

»Als ich ihn gefragt habe, wo er denn die Ursache dafür sehe, warum ich mir gegen meinen Willen immer und immer wieder selbst das Bein stelle, meinte er: ›Lukas, ich spazier’ mit Ihnen jederzeit einmal um den Genfersee, damit wir darüber reden können, aber herausfinden müssen Sie es selber.‹«

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.
Erich Kästner

Was ist passiert?

Am 17. April 2011 wurde ich liquidiert. Brave Bürgersleut, die ich zuvor in mein Projekt geholt hatte, fanden es vorteilhaft, mich an diesem strahlend schönen Sonntagnachmittag vor die Tür zu setzen. Ich stand ihnen vor der Sonne.

Ein halbes Leben eher schlecht als recht in der ›Kultur‹ schaffend, sehnte ich mich nach einer Existenzgrundlage, die mir ein zuverlässigeres Einkommen und damit eine gewisse Gemütsruhe verschaffen sollte.

Über zwei Jahre dieses Ziel vor Augen, hatte ich aus einer lange unvermieteten Spelunke, allen Widrigkeiten zum Trotz, und unter aufreibendem Dauereinsatz, eine außergewöhnliche Lokalität fabriziert, die seither zu den bestbesuchten ›In-Plätzen‹ der Stadt Bern gehört. Man findet sie im Einstein-Haus. Ich taufte den Laden auf den Namen »EINSTEIN Kaffee & Rauchsalon«. Wenige Tage nach der Eröffnung hatte ich da nichts mehr zu suchen

Unmittelbar nach der höchst unfreundlichen Übernahme war klar: Das EINSTEIN-Projekt konnte zum Anlass meiner Selbstzerstörung werden. Man hatte mich kurzerhand um meine Zukunft gebracht. Nachdem ich – dem Rausschmiss-Tribunal der drei Kleinanleger gnadenlos ausgeliefert – erschöpft, unter größtem psychischem Druck und damit komplett unzurechnungsfähig, die Urkunde meiner Entsorgung entgegengenommen hatte, bin ich mir augenblicklich abhanden gekommen. Aus mir selbst herausgefallen. Lukas Leuenberger außer Betrieb. Ende. Finito. Zero.

Ein Jahr lang habe ich, von Ohnmacht gelähmt und blind vor Wut, versucht, Gerechtigkeit herzustellen. Auf verlorenem Posten, wie sich bald zeigen sollte. Profiteure halten zusammen. Im Jahr zwei nach dem 17. April 2011 herrschte dann nur noch Agonie. Kaum in der Lage, die täglichen Dinge zu erledigen, verbrachte ich die wertlos gewordene Zeit im Bett oder alkoholisiert im Sexkino. Die Schockstarre wurde nur unterbrochen von mehrmals täglich und nächtlich auftretenden unkontrollierbaren auto-aggressiven Wutausbrüchen. Noch heute könnte ich mich jedes Mal unnarkotisiert kastrieren, wenn die Erkenntnis mich fertigmacht, dass ich es selber war, der mir diese Kuckuckseier ins Nest gelegt hatte.

Einmal mehr bin ich grandios gescheitert. Dieses Mal aber gibt es keine Ausreden mehr. Hier ging es nicht um eine schwer kalkulierbare Riesen-Freilichtproduktion mit Wetterrisiko, nicht um Millionenbudgets, die aus dem Ruder laufen können. Nein, diesmal war alles bis ins Detail geregelt. Die Voraussetzungen waren bestens. Das EINSTEIN wurde denn auch wie geplant zur Erfolgsgeschichte – nur nicht für mich, sondern für jene, die mit ihrem Mini-Einsatz das Maxi-Los zogen.

Leben kann scheitern – Leben kann auch eitern.

Wo ist mit mir wann was passiert, dass mir das permanent passiert? Die EINSTEIN-Katastrophe ist für mich zum Schlüsselerlebnis geworden, zur Quintessenz des Scheiterns. Wie finde ich aus diesem Dauer-Flashback wieder heraus? Bis heute gänzlich außerstande, über mögliche neue Perspektiven auch nur nachzudenken, muss ich das EINSTEIN-Trauma dazu nutzen herauszufinden, warum mein Leben so gründlich misslungen ist, warum ich meine Arbeit oder meine Ideen immer wieder verpfuscht habe. Ich muss meine Restenergie dafür mobilisieren, diesem Zustand etwas entgegenzusetzen.

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schreiben.

Kein Wittgenstein, aber möglicherweise ein Notausgang. Denkbar, dass ich auch dabei scheitern werde. Beim Schreiben ist man allerdings allein, und der allfällige Super-Gau beschränkt sich auf ein paar schlechte Seiten Text. Das wäre immerhin ein Fortschritt.

Mai 2013

einstein

Bild: André Stauffer (www.salut.ch/stauffer)

Lukas Leuenberger

Geboren 1962, verwirklichte Lukas Leuenberger als freier Produzent seit 1983 zahlreiche, aufsehenerregende Theaterprojekte. Zuletzt 2004 Friedrich Schillers Wilhelm Tell, mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar auf dem Rütli, mit Bühnenskulpturen von Günther Uecker. Und 2006 Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill, in Berlin, unter der künstlerischen Leitung von Klaus Maria Brandauer, mit Campino als Mackie Messer. Zwischen 2009 und 2011 realisierte er das Kaffeehaus im Berner Einstein-Haus – und ließ es sich wegnehmen. Seitdem hält er sich strikt von Stolperfallen fern und bleibt in Deckung...

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Das Buch ist seit Ende 2019 im Buchhandel erhältlich.

Erschienen im Otto von Bern Verlag
Vertrieb: Transit Buchverlag, Berlin, über AVA (Schweiz) und PROLIT (Deutschland)
ISBN 978-3-88747-901-5

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